Eignen sich spezielle Wasseraufbereitungen zur täglichen Trinkwasserzufuhr?
Die Frage, ob basisches Wasser und Wasser mit gelöstem Wasserstoff (Elektrolyse) für die tägliche Trinkwasserversorgung geeignet ist, sollte nach biologischen und physiologischen Kriterien bewertet werden. Wenn spezielle Wasseraufbereitungsverfahren zu therapeutischen Zwecken kurzfristig eingesetzt werden, ist das etwas anderes.
Die Fragen, welche chemisch-physikalischen Eigenschaften Trinkwasser haben soll, beantwortet uns die Natur seit Jahrtausenden mit einem pH-Wert von 6,4 bis 6,8, einem Redoxwert (rH2) von 26 bis 28 und einem Widerstand von mehr als 6.000 Ohm. Ein optimales Trinkwasser kommt aus unbelasteten Quellen und Flüssen, Regen- oder Schmelzwasser. Die energetischen Qualitäten und Kriterien von Trinkwasser behandeln wir separat.
Hoher pH-Wert soll gegen Übersäuerung helfen
Bei verschiedenen Geräten, die basisches Wasser oder „Aktivwasser“ erzeugen, wird meist ein Vorfilter eingesetzt und Elektrolyseverfahren, das den pH-Wert in Richtung 9 verschiebt. Der „gelöste Wasserstoff“ dockt an den verbliebenen Elektrolyte an, was zu einem Redoxpotenzial von rH2 = 3-6 führt.
Die Argumentation klingt zuerst plausibel, soll doch die „Übersäuerung“ durch das basische Wasser reduziert werden. Außerdem soll der sehr geringe Redoxwert dafür sorgen, die vermehrt vorhandenen Freien Radikale im Körper zu neutralisieren.
Mehr Magensäure durch erhöhten Wasser-pH-Wert?
Wasser gelangt nach dem Trinken in den Magen, wo Becherzellen „Salzsäure“ produzieren. Der Magen ist sehr intelligent und produziert genau soviel Magensäure, wie benötigt wird, um einen sehr spezifischen pH-Wert (unter 3) zu erreichen, damit die Weiterleitung in den Dünndarm erfolgen kann. Wird jetzt Wasser mit einem pH-Wert von 9 anstatt 7 getrunken, müssen die Becherzellen vermehrt Salzsäure produzieren, um den pH-Wert zu erreichen, damit die „Schleusen“ zum Dünndarm geöffnet werden können.
Fazit: Je basischer der pH-Wert ist, desto mehr Säure produzieren die Becherzellen, was auf Dauer sicherlich auch zur Erschöpfung der Becherzellen führen kann.
„Wasserstoff-Wasser“ zur Reduzierung von Freien Radikalen?
Die effektivste Möglichkeit für den Körper Freie Radikale zu neutralisieren, sind antioxidative Enzyme, die Mehrfach-Elektronenüberträger sind. Diese werden genau dort gebildet, wo die Schäden entstehen: innerhalb der Zellen und innerhalb der Mitochondrien. Die Idee der Zufuhr von stark reduziertem Wasser, um Freie Radikale in den Zellen/Mitochondrien zu neutralisieren, erinnert sehr an die medikamentöse Therapie, berücksichtigt dabei jedoch nicht die komplexen Regulationsprozesse im Stoffwechsel.
Eine unbiologische und nicht artgerechte Ernährung (Fast Food) kann nicht durch das Trinken von basischem Wasser oder „Wasserstoff-Wasser“ neutralisiert werden!
Die Funktion von Wasser ist nicht, den pH-Wert des Bluts zu alkalisieren – dies wird maßgeblich durch die zugeführte Nahrung und deren Verstoffwechselung erledigt. Basenbildende Nahrungsmittel, die jedoch einen sauren pH-Wert haben, sind für die Balance des Säure-Basen-Gleichgewichts verantwortlich. Wie unter Aufgaben des Wassers beschrieben, hat Wasser eine Transport- und Reinigungsaufgabe im Körper. Der entschlackende Effekt, der durch das Trinken von „Aktivwasser“ suggeriert wird, ist aus biologischer und physiologischer Sicht nicht vollständig nachvollziehbar. Dennoch kann es durch Trinken von „Aktivwasser“ oder Änderung der Trinkgewohnheiten zu Effekten kommen – ob diese nachhaltig sind, bleibt abzuwarten.
In Bezug auf die neutralisierenden Eigenschaften von „Aktivwasser“ stellt sich die Frage: Soll es als Lebensmittel tagtäglich literweise getrunken werden oder als Therapeutikum unter Beobachtung eines Therapeuten über einen begrenzten Zeitraum?
Übersäuerung liegt nicht am Wasser allein
Fazit: Statt basischem Wasser oder „Aktivwasser“ Aufgaben im Körper und Stoffwechsel zuzuschreiben, die gar nicht Aufgabe des Trinkwassers sind, sollte das Problem übermäßiger oxidativer Vorgänge im Körper besser durch eine basenüberschüssige Ernährung, Bewegung, stressreduzierende realistische Ziele, positive psychosoziale Einflüsse und natürlich ausreichend reinem Trinkwasser begegnet werden. Auf der Suche nach einem „Allheilmittel“ sollte Trinkwasser als wichtigstes Lebensmittel nicht technologisch und durch Marketing ins Extrem getrieben werden.