Aus unserer Serie: Apparative Kosmetik
Microneedling ist nicht nur ein kurzlebiger Beauty-Trend. Microneedling ist vor allem eine innovative Behandlungsmethode mit sehr viel Potenzial – wenn Technik und Anwendung stimmt.
In drei Beiträgen stellen wir Ihnen die Unterschiede der verschiedenen Angebote dar:
- Perforationsbilder der jeweiligen Nadelkopf-Geometrie
- Motor und Antriebskonzept: Auswirkungen auf die Perforation (diese Seite)
- Arbeitsgeschwindigkeit und Auswirkungen auf das Perforationsbild
Die vielfältige Microneedling-Geräten und Nadelmodulen unterscheiden sich in wesentlichen Details: Technik, Nadelkopfgeometrie, Arbeitsrichtung und Arbeitsgeschwindigkeit
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit:
Vergleich der Motor- und Antriebsarten
Aktuell gibt zwei Verbindungssysteme im Microneedling: die starre Verbindung zwischen Motor und Nadel-Modul und eine federgelagerte Verbindung zwischen Motor und Nadelkopf.
Grundsätzlich stellt sich aus technischer Sicht die Frage: Welches System ist besser geeignet für eine exakte und saubere Perforation?
- Eine direkte Verbindung bedeutet, dass das Nadelmodul fest und starr mit dem Motor verbunden ist. Vorteil: Mit voller Motor/Antriebsleistung können die Nadeln in die Haut eindringen und ohne Verzögerung wieder zurückgeholt werden (siehe: Motor mit fester/starrer Verbindung
- Ein federgelagerter Nadelkopf hat keine starre, sondern eine federgelagerte Verbindung, so dass die Leistung des Motors nicht vollständig zur Verfügung steht. Wenn die Nadel in die Haut eindringen soll, arbeitet der Motor gegen die Feder. Die wird dadurch gespannt, somit geht Leistung des Motors verloren, wenn die Nadel schnell und sauber in die Haut eindringen soll. Beim Zurückholen der Nadel wird die gespannte Feder gelöst und die Nadeln werden zurückgeführt.
Linear-Needler: direkte Kraftübertragung von Motor auf das Nadelmodul
Rundkopf-Needler mit indirekter, federgelagerter Kraftübertragung zwischen Motor und Nadelrundkopf
Anmerkungen aus technischer Sicht
Wie soll bei einer Frequenz von 90-150 Hz, also 90-150 Einstiche und Rückholungen der Nadeln pro Sekunde, ein Federmechanismus, der träge reagiert (Trägheitsgesetz), schnell und exakt mit immer gleicher Nadeleindringtiefe arbeiten können?
Eine starre und somit fixe Verbindung zwischen Motor und Nadelkopf stellt die technisch optimale Lösung dar, weil die Wiederholungsgenauigkeit größer ist und gleichzeitig immer 100 % der Motorleistung auf das Nadelmodul übertragen werden kann.
Je mehr Nadeln in einem Nadel-Modul sind (9-40), desto mehr Kraft muss der Motor ausüben, um die Nadeln in die Haut eindringen zu lassen. Je mehr Nadeln, desto größer der Fakir-Effekt. Das bedeutet: Die Leistung (Kraft) des Motors ist ebenfalls zu beachten, um einen Fakir-Effekt zu verhindern.
Fakir-Effekt
Sehr dicht gesetzte Nadeln ab einer bestimmten Anzahl und Distanz zueinander erzeugen den Fakir-Effekt. Das bedeutet: Die Nadeln dringen nicht mehr in die Haut ein, sondern drücken erst einmal auf die Haut. Bei weiterem Druckaufbau kommt es dann zum Einreissen der Haut – bei zu geringer Motorleistung.
Fakireffekt: Welches Nadelmodul dringt einfacher in die Haut ein?
Anmerkung zum Federmechanismus
Bei einem Federmechanismus können die Nadeln nicht mit voller Leistung gleichmäßig in die Haut eingestochen und/oder herausgezogen werden. Dies birgt die Gefahr von vermehrten Rissverletzungen, weil sich die Nadeln noch in der Haut befinden, während gleichzeitig schon der Needler im Behandlungsgebiet weiter bewegt wird – häufig mit viel zu hoher Arbeitsgeschwindigkeit.